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Quechua-Crashkurs #1

Die Quechuas sind bekannt als die Nachfahren der Inka, – der Ureinwohner Südamerikas, - deren Kultur damals von den spanischen Eroberern unter Pizarro zerstört wurde. Im Gegensatz zu anderen Hochkulturen sind die Inka allerdings noch gar nicht so alt: Ihr Reich hörte formal erst am 26. Juli 1533 mit der Ermordung des letzten Königs Atahualpa auf zu existieren. Vorher waren bereits viele Inkas in Folge von durch die Europäer übertragenen Krankheiten sowie Konflikten zwischen den verschiedenen Stämmen selbst gestorben. Es gäbe noch viel über diese verloren gegangene Kultur zu erzählen, – und vermutlich werde ich das in einem zukünftigen Blogartikel auch bald einmal nachholen, – doch so viel bereits jetzt: Mit einem Straßennetz, dessen Länge in etwa 4000 Kilometer betrug, einer sehr komplexen Sprache, einem großen Heer, Reichtum in Form von kulturellen und religiösen Gütern sowie dem von den Eroberern so heiß begehrten Gold und sehr alten Traditionen war die Zivilisation der Inka hoch entwickelt, - und suchte in der damaligen Welt ihresgleichen. Diese einzigartige Kultur wurde völlig überrannt und zerstört und diese Tatsache ist den heutigen Quechua-Indianern immer noch anzumerken: Sie beeinflusst ihre Art und Weise über sich und ihr Volk zu denken ebenso sehr, wie sie ihren Stand in der Gesellschaft als Menschen zweiter Klasse festzulegen scheint. Denn obwohl die Quechuas in den südamerikanischen Anden von Ecuador über Peru, Kolumbien, Chile und Argentinien bis Bolivien mit 9 bis 14 Millionen Sprechern die größte Gruppe der heute noch existierenden Indianer-Kulturen bilden, gibt es bis heute keine gemeinsame Identität der verschiedenen Stämme. Dasselbe gilt auch für die Sprache, welche sich je nach Ort stark unterscheidet: Die Variationen sind teilweise so gravierend, dass die Bewohner einer Region beinahe überhaupt nicht mit den Sprechern anderer Regionen kommunizieren können. Dieses Problem verstärkt sich weiterhin durch die Tatsache, dass die Mehrheit der Quechuas kein Spanisch sprechen kann  und obwohl Quechua (oder „runasimi“ in der Sprache der Indianer selbst, „Runa“ von Mensch und „simi“ von Wort) beispielsweise in Peru, Bolivien und Ecuador zu den offiziellen Landessprachen gehört, reicht es teilweise nicht aus, um an dem modernen gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Während meiner Zeit in Peru, - vor allem aber danach zurück in Deutschland und in Quarantäne, - habe ich ein wenig des Ayacucheño-, Cusqueño- und Apurímac-Quechuas gelernt, letzteres sogar mithilfe einer Quechua-Bibel die mir ein dortiger befreundeter Pastor geschenkt hat. Bereits diese drei Varianten aus benachbarten peruanischen Regionen weisen teilweise starke Unterschiede auf, weshalb ich euch hier lediglich ein paar Grundlagen mit auf den Weg geben kann, mit dem man sich zumindest in dem Teil der Anden, in dem ich gewohnt habe, gut verständigen konnte.

 

Zu Beginn ist zu sagen, dass Quechua eine grammatikalisch und auch semantisch vollkommen andere Struktur hat, als wir das von den romanischen oder dem Latein abstammenden Sprachen gewohnt sind. Die hier genutzte Schreibweise stimmt mit dem „Alfabeto Oficial“ Perus überein, auf welches man sich allerdings erst 1975 geeinigt hat. Vorher war es noch viel schwieriger, teilweise gleiche, aber völlig unterschiedlich – oder gar nicht – geschriebene Worte als solche zu erkennen, - geschweige denn auseinander zu halten. Die Vereinheitlichung wird uns jedoch helfen, ein paar erste Basics zu erlernen: 

  •  Es gibt kein Geschlecht im Quechua. Wenn es gewünscht ist, wird das natürliche Geschlecht durch Adjektive ausgedrückt. 

 

  • Der übliche Satzbau ist Subjekt – Objekt – Prädikat. Das wird euch vermutlich bekannt vorkommen 😉. Ein Beispiel dafür, - dessen Grammatik ich später noch einmal genau entschlüsseln werde, - haben wir hier:

 
Warmi mikuy-ta yanu-n. (Die Bindestriche wurden hier zum besseren Verständnis gesetzt)
Wörtlich übersetzt: Frau Essen(-1) kochen-sie
Übertragen: Die Frau kocht das Essen. 

 

Manchmal lesen wir ein einziges Wort, welches die Bedeutung eines ganzen Satzes besitzt. Am besten demonstriere ich euch das einfach einmal an einem Beispiel:

 

Die Vokabel „runa“ haben wir bereits kennengelernt, sie steht im Quechua für „Mensch“.

Wollen wir nun ausdrücken, dass es sich um mehrere Menschen handelt, so benutzen wir die allgemeine Pluralendung „-kuna“, die einfach an das Subjekt angehängt wird:

 

Runakuna – Die Menschen

 

Ähnlich wie im Deutschen lassen sich Substantive sehr leicht zusammensetzen. Die Inkas wären nun also „Inkarunakuna“. Und um die verschiedenen Fälle zu bestimmen, hängen wir einfach weitere Silben an. Das Suffix „Kichik“ steht für das Demonstrativpronomen „euer“ und „-pa“ entspricht in etwa unserem Genetiv, zeigt in diesem Fall also ein Besitzverhältnis an. In dem Beispielsatz mit der kochenden Frau oben, haben wir im Gegensatz dazu das Suffix „-ta“, was sowohl örtlich als auch einfach semantisch gesehen für eine Richtung stehen kann, so beispielsweise einen Ort oder auch für das Ziel und den Zweck einer Aktion, - hier das Essen als Resultat des Kochens.

Wie so ein Silbenmonster dann in einem Satz aussehen kann, seht ihr unten:

 

Inka-runa-y-kichik-kuna-pa     kaw-sas-qan-manta  waki  yachakuy-ta   muna-y-ku-nim.

Wörtlich: Inkamensch-eure-viele-der leben-haben-ihr-über wenig lernen-zukunft-mein-mögen-ich

Übertragen: Ich will viel über das Leben eurer Inka(vorfahren) lernen.

 

 

Okay, ihr seht schon: Das ist gar nicht so einfach. Aber mit etwas Übung und einem Blick für’s Detail erkennt man nach und nach einige Muster. Hier die gängigsten Endungen, die es erleichtern, den Inhalt eines Satzes zu verstehen:

 

Was bedeutet in diesem Fall inklusiv und exklusiv? Wenn sich drei Personen über etwas unterhalten, das alle betrifft (wie beispielsweise die Schule, die alle drei besuchen), dann wird die Form ñoqanchik verwendet. Exklusiv ist das wir dagegen, wenn es um einen Gegenstand oder einen sonstigen Sachverhalt geht, der sich nur auf eine Teilmenge der anwesenden Personen bezieht: Reden diese über einen Hund, der nur zweien der drei Anwesenden gehört, so müsste man dies mit ñoqayku ausdrücken. 

  •  Verben

 

Bei Verben wird die Grundform immer mit „-y“ gebildet, also beispielsweise:

Miku-y (Essen)

Llamka-y (Arbeiten)

Gusta-y (Gefallen)

 

 

 

 

 

Die einzelnen Verbendungen für die verschiedenen Personen sind den Endungen für besitzanzeigende Fürworter nun sehr ähnlich:  

 

1.     -ni          – ich  

2.     -nki        – du

3.     -n           – er/sie/es

4.     -nchik    – wir (+)

5.      -niku      – wir (-)

6.     -nkichik – ihr

7.     -nku       – sie

 

Jetzt erklärt sich auch, warum das Verb yanuy im Beispielsatz mit der kochenden Frau wie mit „sie kocht“ übersetzt werden muss.

Achtung: Mikuy ist hier sowohl das Verb „essen“ als auch das Substantiv „Essen“.

Warmi mikuy-ta yanu-n

 

Sehr praktisch ist im Quechua auch die Verwendung des Suffix „-cha“, mit welchem man ein Substantiv zum Verb machen kann: Man drückt damit nämlich generell aus, das etwas geschieht.

So wird aus „wasi“ (Haus) gemeinsam mit -cha und -y „wasi-cha-y“, was in etwa so viel bedeutet, wie „ein Haus machen“. Wasi-cha-n hieße dann „Ich baue ein Haus.“

Gut, das waren nun viele Informationen und vermutlich schon viel zu viele, um beim ersten Mal alles im Kopf zu behalten. Zu den Suffixen sei an dieser Stelle lediglich noch erwähnt, dass sie eben nicht nur grammatikalische Funktionen einnehmen, sondern auch Emotionen, Höflichkeit, Interesse, Ironie, Wünsche, die implizite Beziehung der Gesprächspartner untereinander und vieles mehr vermitteln können. Als höflich gilt es im Quechua beispielsweise, die eigene Rolle oder den eigenen Besitz hinunter zu spielen. Hier ein kleines Beispiel, das ich sehr lustig fand:

 

Plasa-pi-m qowi-cha-lla-y-kuna-ta rantiku-yku-lla-ni.

Wörtliche Übersetzung:  Markt-auf Meerschweinchen-klein-klein-viele verkaufen-ich

 

Übertragen: Ich verkaufe auf dem Markt nur meine kleinen, niedlichen Meerschweinchen 

Arí / aw / awá – Ja

Mana(m) – Nein

Ama hina kaspa – Bitte (um etwas bitten)

Dyuspagrasunki – danke

Imaynallataq kachkanki – Wie geht’s?

Allinllam qamqá – Danke, gut. Und dir?

Rimaykullayki – Ich begrüße dich

Maymantataq hamunki – Woher kommst du?

Alimaniamanta hamuni – Ich komme aus Deutschland.

Aqá – Aha!

Allinmi – In Ordnung./ Gut.

Kuyaykim – Ich liebe dich.

Tupananchikkama – Auf Wiedersehen

Imaynataq chayta sutinki… - Was heißt…?

 

Ka-y : sein

Llamka-y: arbeiten

Miku-y: essen

Yanu-y: kochen

Puu-y: schlafen

Ri-y: gehen

Illay: reisen

Chutay: reisen, wandern, ziehen

Uyariy: hören

Upyay: trinken

Yachakuy: lernen

Yachay: wohnen

Tapuy: fragen

Rimay: sprechen

Niy: sagen

Hamuy: Kommen

Watukuy: besuchen

 

 

Qari: Mann

Warmi: Frau

Wawa: kleines Kind

Maqta: Jugendlicher

Ñan: Weg, Straße

Rumi: Stein

Mayu: Fluss

Yaku: Wasser

Orqo: Hügel, Berg

Allqo: Hund

Misi: Katze

Tayta: Vater, Herr (Anrede)

Mama: Mutter, Frau (in der Anrede)

Chakra: Feld

Tanta: Brot

Punchaw: Tag

 

Paqarin: morgen 

QUELLEN: 

 

Die letzten Tage der Inka: Stand ihr Untergang in den Sternen? - Welt der Wunder TV

Quechua – Wikipedia

Características de los Quechuas -【 Ubicación, Lengua, Historia 】 (caracteristicass.de)

LOS QUECHUAS: Historia, características, significado y más (hablemosdeculturas.com)

kauderwelsch - Quechua für Peru - Wort für Wort