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Klausurvorbereitung in a nutshell

- Faszinierende Facts über Gene und die Welt der Mikroorganismen

Eigentlich sollte ich in den letzten Wochen intensiv für die Klausur in Genetik und Mikrobiologie lernen, aber immer, wenn ich mich an den Computer setzte, fing ich ab einem bestimmten Punkt an, etwas für meinen Blog zu schreiben. Als Lösung für dieses Problem beschloss ich dann einfach, die beiden Aktivitäten zu verbinden und in diesem Eintrag ein paar erstaunliche Zahlen und Fakten zu sammeln, die mich über Gottes Schöpfung staunen lassen und nicht nur beeindrucken, sondern auch unheimlich begeistern. 

Tja, und das ist dabei herausgekommen: 

 

1.      Wir Menschen besitzen in jeder unserer 37 Billionen Zellen ein Genom aus etwa 2.991.000.000 Basenpaaren. Um diese Länge und auch Komplexität etwas besser zu veranschaulichen, hier eine kleine Hochrechnung (Quelle, siehe unten):

Bei 3000 Buchstaben pro Seite wäre unsere DNA damit ein Buch mit einer Millionen Seiten Text, das eine Länge von etwa fünf Metern besäße. Ein Mensch verfügt in all seinen Zellen insgesamt über eine DNA, deren Länge aneinandergereiht 150 Milliarden Kilometer betrüge. Das ist in etwa so lang wie die Strecke von der Erde zur Sonne, - mal tausend.

 

2.      ! Auf unserem gesamten Genom konnten bisher rund 20.000 Gene identifiziert werden, die für Proteine kodieren. Dies entspricht nur etwa 1% der verbauten Nucleotide (Bestandteile der DNA-Doppelhelix aus einer Base, einem Zuckermolekül und einer Phosphatgruppe). Weitere 51.615 Gene kodieren für sogenannte RNAs (Ribonucleinsäuren), welche nicht weiter verarbeitet werden und in den Zellen als Moleküle eigene Funktionen erfüllen können. Insgesamt werden also von den 2.991.000.000 Basenpaaren lediglich 2-3% für die Herstellung von Proteinen oder RNA verwendet, - und selbst von diesen bisher beschriebenen Genen kennt man bisher lediglich für 50% die Funktionen. Bei dem Rest handelt es sich um regulatorische Sequenzen, oder extragene DNA, die in Form von Einzelkopien oder häufig wiederkehrenden identischen Wiederholungseinheiten tandemartig oder verstreut in unserem Genom vorliegen. Die Anzahl dieser Kopien pro Gensequenz ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und kann für verschiedene Genorte zur Ermittlung eines genetischen Fingerabdruckes genutzt werden.

 

3.      Das Genom zweier verschiedener menschlicher Individuen stimmt zu 99,9% überein! Dieselben funktionellen Abschnitte der DNA können jedoch im Rahmen der Genregulation unterschiedlich stark exprimiert werden: Für den Menschen sind etwa 250 verschiedene Zelltypen bekannt, die jeweils verschiedene Zelltyp-Spezifische Gene benötigen. Diese werden zwar nur in diesen Zelltypen abgerufen, liegen aber dennoch in allen somatischen Körperzellen vor. Auch muss nicht jede Körperzelle ständig wachsen oder sich teilen. Die Translation der Gene selbst (also die Decodierung und die Herstellung von Proteinen mithilfe des genetischen Codes) kostet eine durchschnittliche prokaryotische Zelle 80% ihrer Energie und eine logarithmisch wachsende Bakterienzelle besitzt in dieser Phase etwa 20.000 Ribosomen, die wiederum aus jeweils bis zu 50 verschiedenen Proteinen bestehen. Das entspricht in etwa 50% ihres Trockengewichtes! Ihr seht also: Ein Gen zu übersetzen, ist Zeit-, Energie- und vor allem Material-aufwendig. Wenn möglich, versucht die Zelle also, den Kostenaufwand so gering wie möglich zu halten und die Gene nur dann auszulesen, wenn dies auch wirklich nötig ist. Dafür existieren verschiedene, ziemlich geniale Mechanismen: So besitzt unsere DNA-Doppelhelix beispielsweise eine räumliche Struktur, die mithilfe verschiedener Proteine stark zusammengefaltet und damit unzugänglich für verschiedene Enzyme und/oder Transkriptionsfaktoren wird. Wenn ein bestimmtes Genprodukt gerade nicht gebraucht wird, kann die dazugehörige Sequenz außerdem so von Repressorproteinen besetzt werden, dass die DNA nicht mehr ausgelesen werden kann. Dasselbe funktioniert auch umgekehrt mithilfe von Aktivatorproteinen, welche die Genexpression verstärken. Sogenannte „Transposone“ springen des Weiteren im wahrsten Sinne des Wortes in Gene hinein und stören deren korrekte Übersetzung. Zuletzt zu erwähnen sind natürlich noch Mutationen und sogenannte „Introne“. Diese Sequenzen gehören zwar zu den Genen, enthalten jedoch keine Information für ein Protein. Stattdessen werden sie vor der Übersetzung mit sogenannten Restriktionsenzymen herausgeschnitten. Die Art und Weise, WIE sie herausgeschnitten werden, variiert jedoch stark und sorgt dafür, dass die Anzahl möglicher herstellbarer Proteine von 20.000 noch einmal auf über 100.000 steigt. Junk-DNA hat also eine wichtige Funktion und interessanterweise ist die Mutationsrate bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen, - wodurch die meisten Mutationen durch Männer in den Genpool gebracht werden.

 

 

4.      Vor jeder Zellteilung im Rahmen der Replikation muss das erwähnte Genom zunächst komplett kopiert und verdoppelt werden, um einerseits das Überleben unseres Körpers und andererseits durch die Fortpflanzung das Überleben der gesamten Spezies Mensch zu gewährleisten. Bei diesem Prozess ist ein hohes Maß an Genauigkeit erforderlich und tatsächlich arbeitet die zuständige DNA-Polymerase auch so gewissenhaft, dass es nur bei jedem 10.000dsten Basenpaar zu einem sogenannten „Mismatch“ kommt. Zusätzlich zu seinem Synthesezentrum besitzt das Enzym außerdem auch ein Kontrollzentrum: Entdeckt dieses ein Fehlpaarung, stoppt es automatisch die Replikation, fährt zurück und baut so lange die nachfolgenden, bereits geknüpften Basenpaare ab, bis die Fehlerstelle erreicht und behoben ist. Weitere verschiedene beteiligte Enzyme wie die Photolyasen nutzen beispielsweise Lichtenergie um etwaige Schäden und Mutationen direkt zu erneuern oder arbeiten in komplexen Reparatursystemen in Gruppen zusammen, um an die DNA zu binden, Schäden zu erkennen, diese herauszuschneiden (Endo- und Exonukleasen) und anschließend wieder aufzufüllen (Ligasen, DNA-Polymerasen). Long story short: Die Fehlerrate wird damit von 10.000:1 auf 1.000.000.000:1 herabgesetzt, sodass im Durchschnitt lediglich pro 1 Milliarde Nukleotide eine Base falsch kopiert wird. Wow. Kann nicht einfach die DNA-Polymerase für mich die Prüfung schreiben? Und nicht nur das: Insgesamt sind hunderte verschiedene zelluläre Gen-Reparatursysteme bekannt.

 

Woher wissen die ganzen Enzyme, was sie wann zu tun haben? Wer hat die chemischen, physikalischen und biologischen Naturgesetze geschaffen, um sie zu programmieren? Wie ist es möglich, dass so viele verschiedene Klassen an Proteinen, die letztendlich ja „bloß“ aus 20 verschiedenen Aminosäuren bestehen, so komplex miteinander interagieren und damit unser Überleben gewährleisten? Und vor allem: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Zelle, aus der sich vor etwa 3,5 Milliarden Jahren alles entwickelt haben soll, von Anfang an bereits genug von diesen tausenden gleichzeitig zusammenarbeitenden Proteinen besaß, die für eine einzige Zellteilung und Fortpflanzung nötig sind? Immer, wenn ich mich mit so etwas beschäftige, dann verursacht es, dass ich in den Zustand eines ehrfürchtigen Staunens gerate: Und jede Erkenntnis öffnet lediglich die Tür zu einer darunterliegenden, komplexen Ebene, ohne deren zuverlässige Funktion abermals alles zusammenbrechen würde.

 

5.      Einige der Enzyme, die DNA replizieren oder reparieren, - sogenannte „hochprozessive DNA-Polymerasen“, - sind in der Lage, pro Sekunde 200 bis 1000 einzelne, verschiedene Schritte auszuführen. Die Synthesephase des Zellzyklus, den jede Zelle innerhalb von etwa 24 Stunden durchläuft, dauert damit „nur“ 6 bis 9 Stunden, in denen das gesamte menschliche Genom von wie gesagt insgesamt 2.991.000.000 Basenpaaren pro Zelle komplett kopiert wird. Im Gegensatz dazu nimmt die hochkomplexe Zellteilung selbst (die Mitose, vielleicht erinnert ihr euch dunkel) lediglich ein bis zwei Stunden in Anspruch.

 

6.      Zu den Proteinen, - also dem Endprodukt der Genexpression: Einiges habe ich zu ihnen bereits erwähnt und auch schon einige vorgestellt. Hier jedoch noch ein paar beeindruckende Informationen: Die aus Aminosäuren bestehenden Proteine können als Bausteine der Zelle oder als deren Bauarbeiter, also Funktionsträger, fungieren. Bauarbeiter können Enzyme, Transportproteine, Regulatorproteine, Motorproteine und viele mehr sein. Es gibt tausende verschiedene Typen und Klassen mit spezifischen Strukturen und Funktionen. Die Struktur eines Proteins ist oft sehr komplex mit einer einzigartigen drei-dimensionalen Gestalt (Konfirmation) und seine Größe variiert von einigen wenigen Aminosäuren (20-25) bis hin zu einigen tausenden. Ein durchschnittliches Polypeptid besitzt circa 500 Aminosäuren und wird in etwa einer Minute hergestellt.

 

Für eine DNA-Base stehen vier verschiedene Basen zur Auswahl. Für ein Molekül aus 20 Basen existieren also 4^20 Möglichkeiten, für eines aus 100 aufeinanderfolgenden Nukleotiden bereits 4^100, das entspricht einer Zahl von 1,6 x 10^60. Bereits für die Gene gibt es also unfassbar viele Möglichkeiten. Doch Proteine können aus zwanzig verschiedenen Aminosäuren aufgebaut werden. Für jeden Baustein stehen also 20 verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Für ein 20-mer ergibt das bereits 20^20 Möglichkeiten und für ein 100-mer 20^100, also insgesamt 1,3 x 10^130 Möglichkeiten! Wenn jede Möglichkeit einem Wassermolekül entspräche, dann wäre bei einem Protein aus 20 Bausteinen bereits ein Eimer mit 0,5 Kubikmetern Wasser gefüllt. Die Möglichkeiten für ein 100-Bausteine langes Molekül entsprechen dagegen 2,2 x 10^106 Mol. Das ergäbe ein Volumen, welches das Volumen des bisher bekannten Universums (9,2 x 10^78 Kubikmeter) übersteigt!

 

7.      Kurzer shocking- Fact: Cystische Fibrose gehört zu den häufigsten letalen genetisch bedingten Krankheiten in Europa. Jedes 2500ste Neugeborene erkrankt im Schnitt daran und erschreckenderweise sind 4% der Menschen in der Bevölkerung Träger des rezessiven, krankmachenden Gens! Hätte ich echt nicht gedacht :o Die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Träger treffen und es damit zur Erkrankung des Kindes kommt, liegt jedoch bei lediglich 0,16%.

 

8.       Bei sogenannten Trisomien ist die Anzahl eines Chromosomenpaares im Gegensatz zum Rest des Chromosomensatzes um ein Chromosom erhöht. Ein Beispiel dafür ist die Trisomie 21, welche tatsächlich jedes 600ste Neugeborene trifft. Je älter die Mutter, desto höher die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Kind mit Down-Syndrom geboren wird: Eine 30-jährige Frau wird mit 0,04%iger Wahrscheinlichkeit ein solches Kind zur Welt bringen, eine über 35-jährige bereits mit 1,25%iger Wahrscheinlichkeit. Der Grund: Die Eizellen einer Frau werden bereits im embryonalen Zustand in hoher Zahl gebildet. Im fruchtbaren Lebensabschnitt einer Frau kommt es mit der Zeit lediglich zur Reifung von etwa 400, während die anderen konserviert im Körper vorliegen und nach und nach immer anfälliger für Schädigungen werden.

 

 

9.      Zum Abschluss noch das interessante Ergebnis einer Studie, welches mich zum Nachdenken gebracht hat: Wissenschaftler der Rockefeller University in New York und des Biozentrums der Universität Basel erkannten, dass die in den Mitochondrien enthaltene DNA ein typisches Muster enthält (DNA-Barcode), das – vergleichbar mit Baumringen – einen Blick in die Vergangenheit ermöglicht, da mit dem ersten Ring das Alter wie auf Null gestellt sei. Im Rahmen einer der anspruchsvollsten Studien, die je durchgeführt wurden, untersuchten die Wissenschaftler die Barcodes von 100.000 Arten und kamen anhand von signifikanten Gemeinsamkeiten zu dem Schluss, dass jeder einzelne heute lebende Mensch und mehr als 90% aller Tierarten jeweils von nur einem einzigen Paar abstammen, - das vor etwa hundert- oder zweihunderttausenden Jahren gelebt hat. Die humangenetischen Ergebnisse der Studie sind konsistent mit dem extremen Engpass eines einzigen Paares. 

Das war's mit Genetik - nun zur Mikrobiologie:

Bevor ich beginne: Gestatten - Sphyngopyxis Alaskensis. Selbst geklont und gezüchtet. Überlebt geringe Temperaturen, gehört zu den alpha-proteobakterien und ist Gram-Negativ. Und wunderschön... nicht wahr? (#stolzebakterienmama) 

 

1.      „Mit Bakterien kontaminierte Lebensmittel und Geräte muss man doch einfach kurz abkochen und dann sind die Bakterien tot.“ Haha… Schön wär’s. Denn leider handelt es sich bei dieser Annahme um einen weit verbreiteten Irrtum: Einige Bakterienarten bilden sogenannte Sporen. Dabei handelt es sich um widerstandsfähige Dauerformen der Zelle, die mehrere zusätzliche Schichten besitzen, welche der „vegetativen“ – also wachstums- und teilungsfähigen - Zelle fehlen. Das Exosporium, die Sporenhülle, die Sporenzellwand und der sogenannte Cortex versetzen die Spore dazu in die Lage, lange Perioden ungünstiger Bedingungen (wie beispielsweise extreme Temperaturen, Trockenheit, Chemikalien, Strahlung oder Nährstoffmangel) zu überstehen und erst bei günstigen Bedingungen wieder auszukeimen, um gegebenenfalls eine neue vegetative Zelle zu bilden. Man könnte dieses Stadium also auch als „Schlafphase“ im bakteriellen Lebenszyklus bezeichnen. Und jetzt haltet euch fest: Zum Teil können einige Endosporen von Bakterien Temperaturen von bis zu 150°C überleben und beinahe ohne jegliche Stoffwechselaktivität Jahrhunderte bis Jahrtausende überdauern!

 

2.      Es gibt allerdings auch einige Bakterien, die – obwohl sie keine Sporen bilden – einfach krass sind! Pyrolobus fumerii kann beispielsweise in den sogenannten Kardinaltemperaturen von 90 – 114 °C überleben und fühlt sich bei einem Optimum von 106 °C gerade erst so richtig pudelwohl. Polaromonas vacuolata dagegen ist psychophril kann bei Temperaturen von -5 bis 12 °C überleben. Weitere Bakterien wie die Milchsäure-Bakterien (Lactobacteriaceae) lieben ein sauerstoffarmes, sehr saures Milieu, in welchem sie Konkurrenten problemlos verdrängen und als netten Nebeneffekt Lebensmittel wie unseren geliebten Joghurt oder unser Sauerkraut mittels Fermentation und Lactat-Bildung herstellen können. Während die meisten Bakterien eine Umgebung mit wenig gelösten Nährstoffen bevorzugen, gibt es auch die sogenannten „extrem Halophilen“, die am besten bei einer Natrium-Chlorid Konzentration von 15-30% wachsen. 

 

 

 1.      Wie gut, dass die meisten Bakterien potenziell harmlos oder sogar gut für uns sind: In und auf unserem Körper existiert ein 2kg-schweres Mikrobiom mit einer Anzahl von Bakterien, die der Gesamtzahl aller Zellen unseres menschlichen Körpers entspricht, - oder sogar noch größer ist. In unserem Mund leben pro ml Flüssigkeit 10^9-11 Bakterien! Dasselbe gilt für unsere Haut und unsere Ohren und am meisten Bakterien sind mit 10^11-12 Individuen pro ml in unserem Dickdarm zu finden, wo sie beispielsweise die Verdauung unterstützen. Selbst in unserem Magen mit einem PH-Wert zwischen 1,0 und 1,5 in nüchternem Zustand überleben noch 10^3-4 Bakterien pro ml. Helicobacter piloris beispielsweise kommt bei 50% aller Menschen vor, ist in der Lage, Magenkarzinome und Übersäuerung zu verursachen. Das eigentlich säureempfindliche Bakterium entgeht der Verdauung durch zwei geniale Strategien: Es nistet sich entweder in und unter der Magenschleimhautbarriere ein, die unseren Magen vor der Selbstverdauung schützt, oder spaltet Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid, wobei Ammoniak in unmittelbarer Umgebung des Keims den PH-Wert anhebt.

 

2.      Während unser menschliches Genom wie bereits erwähnt in etwa 20.000 funktionelle Abschnitte (=Gene) besitzt, verfügt das Human-Mikrobiom – also die Gesamtheit der mikrobiellen Erbinformation – über 2.000.000 Gene!

 

3.      Bakterien kolonisieren jedoch nicht nur unseren menschlichen Körper, sondern fast jedes Habitat: Selbst im Wüstenboden sind noch 10^5-7  Bakterien/ g Boden zu finden und sogar im Wolkenwasser existieren 10^3-4 Zellen/ml.

 

4.      Obwohl Mikroorganismen im Vergleich zu Pflanzen (mit 83 %) lediglich 17 % der gesamten Biomasse unserer Erde ausmachen, sind sie in Zahlen die häufigsten Organismen. Man schätzt, dass es 10^30 Bakterien und für jedes Bakterium noch einmal zehn Viren (10^31) gibt. In Anbetracht der Tatsache, dass nach jetzigen Erkenntnissen gerade einmal 10^24 Sterne in unserem gesamten Universum existieren, ist das eine wirklich beeindruckende Anzahl. Mikroorganismen stellen außerdem die größte biochemische, physiologische und genetische Diversität: Weniger als 1% davon gilt bisher als erforscht!

 

5.      Und ja, für diejenigen unter euch, die es ausgerechnet haben: Tierische Organismen tragen lediglich mit einem Anteil von 0,4 % zur Biomasse unserer Erde bei!

 

6.      Wie groß sind Bakterien und Viren eigentlich? Bakterien sind zwischen 0,3 und einigen Mikrometern groß: Die größten unter ihnen kann man sogar mit bloßem Auge erkennen. Viren besitzen dagegen eine Größe von 20-300 nm, - die kleinsten unter ihnen sind nur mit Elektronen- oder Fluoreszenz-Mikroskopen zu erkennen.

 

7.       Warum sind Mikroorganismen noch wichtig? Für das Erreichen von 8 der 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung spielen sie eine große Rolle. Ein Drittel der durch den Menschen verursachten Kohlenstoff-Emission wird durch Bakterien entfernt und Mikroorganismen sind ebenfalls in der Lage, aus Licht Energie zu gewinnen und molekularen Stickstoff zu fixieren. Sie beeinflussen entscheidend, wie lange Kohlenstoff im Ökosystem gebunden wird und ob – beziehungsweise in welchem Ausmaß – die Treibhausgase Kohlenstoffdioxid und Methan in die Atmosphäre freigesetzt werden. Doch gleichzeitig hat beispielsweise das Haber-Bosch-Verfahren und der überschüssige Nitrat-Dünger dazu beigetragen, dass mikrobielle Prozesse in der Umwelt angetrieben werden, welche letzten Endes für die zunehmende Emission von Di-Stickstoff-Monoxid verantwortlich sind. Mikrobielle Stoffwechselaktivität kann also sowohl zur Abmilderung als auch zur Verstärkung des Klimawandels beitragen,- letzteres jedoch nur in Folge menschlicher Aktivitäten.

 

8.      Im Gegensatz zu Tierzellen besitzen Bakterienzellen eine stabile Zellwand. Der Grund: In Gram-negativen Bakterien beispielsweise liegt eine hohe Konzentration gelöster Nährstoffe vor, die einen großen hydrostatischen Druck von etwa 2 Atmosphären verursacht. In jeder dieser Bakterienzellen herrscht also in etwa derselbe Druck wie in einem Autoreifen! Und wenn ihr das schon beeindruckend findet, dann haltet euch fest: In Gram-Positiven Bakterien herrscht ein Druck von 25 bis zu 40 Atmosphären! Das geht überhaupt nicht in meinen Kopf rein. Die Zellwandstrukturen schützen die Zelle unter anderem vor dem Zerplatzen, dienen gleichzeitig aber auch zur Energiegewinnung, einem selektiven Stofftransport und damit zur Kommunikation mit der Umgebung. Des Weiteren helfen sie der Bakterienzelle, sich über sogenannte Fimbrien an andere Zellen – beispielsweise Wirtszellen – anzuheften.  

 

9.      Einige Bakterien verfügen über sogenannte Flagellen (auch Geißeln). Diese bestehen aus einem langen Filament, das über einen Haken an einem komplexen Basal-Apparat aus vielen verschiedenen Ringsystemen besteht. Dieser Motor ist in die Zellmembranen eingebettet und wird über die Energie angetrieben, die durch den Abbau von Konzentrations- und Ladungsgradienten oder chemische Stoffwechselprozesse erzeugt wird. Mithilfe des Motors wird der Haken mit dem Schwanz in Rotation versetzt und die Zelle in eine – oder mehrere Richtungen bewegt. Allein dieser Apparat ist ein Kunstwerk für sich, ich will ungern ein geklautes Bild einfügen, aber wenn ihr Lust und Zeit habt, dann googelt es doch einfach mal, es lohnt sich. ;D

 

10.   Und ja, zum Schluss noch einmal ein shocking fact: Es geht um Antibiotika. Antibiotika sind antimikrobielle Agenzien (in der Regel niedermolekulare Stoffwechsel-Produkte, synthetische oder teilsynthetische Moleküle), die Bakterien abtöten oder zumindest ihr Wachstum hemmen. Erfunden wurden sie letztendlich von den Mikroorganismen (wie beispielsweise Schimmelpilzen) selbst, die sich gegenüber Konkurrenten einen Vorteil im Kampf um beispielsweise Nährstoffe verschaffen wollten. Sie greifen prokaryotische aber nicht eukaryotische, also beispielsweise menschliche Zellen an und werden daher zur Bekämpfung vieler verschiedener bakterieller Infektionen genutzt. Da eine Resistenz gegenüber einem Antibiotikum einer Bakterienart einen entscheidenden Selektionsvorteil gegenüber anderen Arten verschafft, gelingt es vielen Bakterienarten mit der Zeit, durch natürliche Mutationen oder horizontalen Gentransfer (asexuelle Weitergabe von genetischem Material) solche Resistenzen zu entwickeln und an andere Bakterien weiterzugeben. Je mehr Antibiotika verschrieben werden, desto größer wird das Resistom (die Anzahl der resistenten Bakterien in unserer Umgebung). Viele Keime sind mittlerweile sogar multiresistent und damit hoch gefährlich für den Menschen: So gibt es beispielsweise vancomycin-resistente Stämme des Tuberkulose-Erregers Mycobacterium Tuberculosis oder des Erregers Enterecoccus faecium der gefährliche Entzündungen – sogenannte „nosokomiale Infektionen - der Herzinnenwand, des Bauchfells oder der Gallenblase bei immungeschwächten Patienten erzeugen kann. Auch der Krankenhauskeim MRSA (Methycilin-resistenter Staphylococcus Aureus) wird euch vermutlich ein Begriff sein. Wenn kein Antibiotika mehr hilft, kommt oft jede Hilfe zu spät. Wichtig ist es deshalb, Reserveantibiotika in Petto zu haben, gegen welche noch nicht viele Bakterienstämme eine Resistenz ausbilden konnten. Erschreckend ist nun aber, dass in Deutschland rund ein Drittel aller ärztlichen Verschreibungen – selbst dann, wenn es sich um eine virale Erkältungskrankheit handelt, bei der ein Antibiotikum gar nicht wirkt – auf ein solches Reserveantibiotikum zurückgreifen. Den größten Schaden verursachen wir allerdings durch die Massentierhaltung: Auch hier werden Reserve-Antibiotika (antibiotics of last resort) wie zum Beispiel Colistin verwendet. Diese können im Körper der Tiere nicht oder nur unvollständig abgebaut werden, sodass sie mit der Gülle auf die Felder, die erzeugten Nahrungsmittel zu uns Menschen und unsere Exkremente wiederum in das Ab- und Grundwasser gelangen. Dort werden noch viel mehr Bakterien zu der Ausbildung einer Resistenz angeregt und das „Resistom“ vergrößert. Wir schaffen uns die Resistenzen also letzten Endes selbst: An Tuberkulose sterben jährlich immer noch 2 Millionen Menschen und die Anzahl der Menschen, die allein in Deutschland jährlich an multiresistenten Krankenhauskeimen zu Grunde gehen, ist mit etwa 40.000 zehn mal so groß wie im Straßenverkehr, mehr als 100 mal so groß wie die der Aids-Opfer und ebenfalls immer noch deutlich höher als die Anzahl der Menschen, die in Deutschland 2020 an Corona verstorben sind.

 

11.      Okay, damit will ich jetzt irgendwie doch nicht enden. Und aller guten Dinge sind nun einmal... öhm... elf. Also: Diese Punkte, die ihr auf dem Bild seht, sind Bakterienkolonien. Eine Kolonie geht auf eine einzige Ausgangszelle zurück und kann bis zu eine Milliarde Klone enthalten. Schon beachtlich, dafür, dass diese Kolonien oft nicht einmal einen Durchmesser von mehr als einem mm haben…

 

Generell sind all diese gesammelten Fakten ziemlich erstaunlich und ich hoffe, dass ich auch euer Interesse mit dem ein oder anderen Punkt wecken konnte. Mich begeistern all diese Dinge immer wieder aufs Neue, weil sie einen kleinen Ausblick auf den genialen Programmierer gewähren, der dahintersteckt:

 

„Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Sie haben also keine Entschuldigung.“ (Römer 1,20) 

Quellen

Die ganze Menschheit stammt von einem Paar ab | ethos Magazin

Große Herausforderung: 40.000 Tote pro Jahr: Kampf gegen die Krankenhauskeime - FOCUS Online

Das menschliche Genom – Bioclips.de

www.biologie-schule.de/wie-lang-ist-ein-dna-strang.php

Campbell

Die Bibel - Hoffnung für Alle